Das Ruhrgebiet

Das Ruhrgebiet hat einen Ruf – aber es ist anders!

Das Ruhrgebiet war die größte schwerindustrielle Region in Europa. Knapp 4.000 qkm Fläche, von alters her landwirtschaftlich geprägt, wurden mit ungeheurem Kraftaufwand, ohne Schonung von Mensch und Natur, in kürzester Zeit umgebaut zum maschinellen Herz der Industrialisierung in Deutschland. Kein Stein blieb auf dem anderen, selbst Berge und Niederungen sind hier künstlich, vom Menschen geschaffen.

Kohle wurde schon im Mittelalter gefunden, direkt unter der Erde, im Tal der Ruhr. Der erste Aufschwung begann mit dem Ausbau der Ruhr zum Schifffahrtsweg ab etwa 1780. Doch erst die Eisenbahn brachte den Durchbruch. Die Industrie explodierte und zog Menschen aus ganz Europa an. Sie suchten in den wachsenden Städten nicht Schönheit, sondern Arbeit. Davon gab es lange Zeit genug.

150 Jahre Aufstieg, mal schnell, mal langsam, mit Kriegen und Krisen – und dann 50 Jahre Abstieg. Wachsende Kohlehalden, sinkende Förderung, bis hin zum Ende des Bergbaus. Dazu die Schrumpfung der Stahlindustrie. Strukturwandel wurde zum Schlüsselwort.

Das Ruhrgebiet hat seinen eigenen Weg gefunden, die Strukturen zu wandeln. Es weiß um den Wert der Vergangenheit, es hat den Schatz erkannt, den die Hinterlassenschaften der jüngeren Geschichte darstellen. Stillgelegte Industrieanlagen, einst als dreckig und unansehnlich verleumdet, sind erhalten geblieben und werden geschätzt. Nostalgie schwingt dabei mit, trotziges Nicht-Abschied-Nehmen-Wollen, aber auch das realistische und moderne Wissen: 200 Jahre Geschichte liegen offen vor uns, lesbar wie ein gutes Schulbuch, nur spannender. Mutiges Leben, Geschichte und Zukunft durchdringen sich hier in einzigartiger Weise, eine experimentierfreudige Kulturszene mit Bodenhaftung sorgt für die notwendige Prise Salz im Gericht. Zeche und Kokerei Zollverein gelten als Weltkulturerbe – wie der Kölner Dom. Zu Recht. Bescheidenheit wäre fehl am Platze.

2010 – das Ruhrgebiet war Kulturhauptstadt Europas. Der Titel ist Belohnung für Geleistetes, Ansporn für Neues, verdient ist er allemal. Und er gibt der Welt die Chance, das Ruhrgebiet so kennen zu lernen, wie es ist:

Nämlich anders!